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Leider wurde im Oktober diesen Jahres bei einem Pferd im Unstrut-Hainich-Kreis eine Infektion mit dem West-Nile-Virus (WNV) festgestellt. Damit ist das Virus nun auch in Thüringen angekommen. Viele Pferdebesitzer machen sich nun, zu Recht, Sorgen um ihr Pferd und es treten vermehrt Fragen nach der Erkrankung auf. Wir hoffen im Folgenden ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und einige Fragen zu beantworten.
Was ist die West-Nile-Erkrankung und wie kann sich mein Pferd infizieren?
Auslöser ist das sogenannte West-Nile-Virus. Ein Virus welches vor allem Vögel befällt und sich in diesen vermehrt. Die Infektion von Vogel zu Vogel erfolgt über blutsaugende Mücken. Diese nehmen das Blut eines infizierten Vogels auf und geben das Virus bei einem erneuten Saugakt an den nächsten Vogel weiter. Leider kommt es aber auch vor, dass eine Mücke, welche das Virus in sich trägt, ein Pferd sticht. Dabei kann es zur Übertragung des Virus auf das Pferd kommen. Im Pferd kann sich das Virus zwar nicht vermehren, aber das Pferd kann erkranken. Eine Übertragung vom infizierten Pferd auf ein anderes Pferd oder den Menschen ist nahezu ausgeschlossen.
Wie äußert sich die Infektion?
In dem meisten Fällen verläuft die Infektion beim Pferd völlig unentdeckt. Die Tiere zeigen keinerlei Krankheitserscheinungen. In manchen Fällen (25%) kann eine „grippe-ähnliche“ Infektion beobachtet werden. Die Pferde haben leichtes Fieber, sind etwas matt und Fressen schlecht. Die wenigsten Tiere (8%) zeigen einen schweren Krankheitsverlauf. Diese Tiere haben neurologische Symptome z.B. Zittern, Stolpern, Ataxien, Nachhandlähmungen bis hin zum Festliegen. Leider können wir im Moment lediglich die Symptome behandeln, damit es den Tieren etwas besser geht. Ein Großteil dieser Pferde mit neurologischen Symptomen verstirbt (30-50%). Die wenigen Tiere, die die Erkrankung überlebt haben, behalten aber leider lebenslang neurologische Störungen zurück. Besonders ältere und immungeschwächte Tiere erkranken häufiger an der schweren neurologischen Form. Gewissheit, ob das Pferd erkrankt ist, erhält man durch die Untersuchung von Blut.
Was kann man tun?
Ist ein Pferd an West-Nil-Fieber erkrankt und sind erst einmal zentralnervöse Symptome ausgebrochen, sind die therapeutischen Möglichkeiten limitiert. Außerdem kann der Erkrankung durch allgemeine Maßnahmen nur in geringem Umfang vorgebeugt werden, beispielweise indem die Mückenexposition durch die Anwendung von Repellentien oder Decken sowie das Aufstallen der Pferde zur Dämmerung reduziert wird. Letztlich bleibt die Immunprophylaxe das Mittel der Wahl, um die Eintrittswahrscheinlichkeit WNV bedingter Erkrankungen zuverlässig zu reduzieren und schwere Verlaufsformen weitestgehend zu verhindern. Es sind derzeit drei Impfstoffe gegen das West-Nile-Virus in Deutschland zugelassen. Die Tiere erhalten zwei Impfungen im Abstand von sechs Wochen und eine weitere nach einem Jahr. Bereits nach der zweiten Impfung besteht ein Schutz vor dem Virus.
Sowohl das Friedrich-Loeffler-Institut, als auch die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin empfehlen daher die Impfung aller Pferde in Gebieten, in denen bereits West-Nile festgestellt wurde, sowie der Pferde, die (z.B. für Turniere oder andere Veranstaltungen) in Risikogebiete (Ostdeutschland) verbracht werden sollen. Die Grundimmunisierung der Tiere sollte vor Beginn der neunen Mückensaison (Mai 2020) abgeschlossen sein.
Stand: 22.10.2019